Im deutschen Klassifikationssystem ICD-10 sind die Kriterien eines traumatischen Ereignisses erfüllt, wenn die betroffene Person kurz- oder langanhaltend einem Ereignis ausgesetzt war, welches bei fast jedem Menschen eine tiefgreifende Verzweiflung hervorrufen würde, aufgrund ihrer außergewöhnlichen Bedrohung bzw. ihres katastrophalem Ausmaßes
Im Amerikanischen Klassifizierungssystem DSM-IV musste ein psychisches Trauma zwei Aspekte erfüllen:
1) Ein betroffene Person muss ein Ereignis erleben oder Zeuge eines solchen sein, welches mit einer relevanten Bedrohung für den eigenen Körper oder der psychischen Integrität der betroffenen Person selbst oder einer anderen Person einhergeht
2) Die Reaktion auf dieses Ereignis beinhaltet ein ausgeprägtes Hilflosigkeitsempfinden, intensive Furcht und Horror
Wieso bilden aber einige Patienten eine PTBS (Posttraumatische Belastungsreaktion) aus, andere aber nicht?
Bindungserfahrungen
Für unser Überleben ist es notwendig, zwischen gefährlichen und ungefährlichen Situationen unterscheiden zu können. Wie jedoch lernen wir, was für uns Sicherheit bzw. Gefahr bedeutet? Einen wichtigen Ansatzpunkt zur Klärung dieser Fragen stellt die Bindungsforschung zur Verfügung. Wie bereits erläutert, beeinflussen unsere frühesten primären Bezugspersonen (meist Mutter, Vater) wie wir die Wirklichkeit wahrnehmen, was wiederum einen entscheidenden Einfluss auf unser sich noch in der Entwicklung befindendes Gehirn hat. Die Interaktionen mit unseren Bezugspersonen zeigt uns, was gefährlich oder sicher ist, wer verlässlich ist bzw. wer uns immer wieder enttäuschen wird und auch, wie wir unsere Bedürfnisse erfüllt bekommen. Hier wird der Grundstein dafür gelegt, wie wir über uns selbst und die uns umgebende Welt denken.
Früh auftretende Beziehungstraumata sind für eine unzureichende Entwicklung eines bestimmten Hirnsystems (orbitofrontales System) verantwortlich, wodurch die Entwicklung einer adäquaten Affektregulierung verhindert wird. Sie sind eine Ursache dafür, dass später unser System "soziale Engagements" gestört ist und wir in Gefahrensituationen eher auf Defensivstrategien zurückgreifenund und dadurch auch bei der Entstehung einer PTBS mitbeteiligt. Deshalb stellt ein unsicheres Bindungsmuster einen Risikofaktor für das Auftreten einer Posttraumatischen Belastungsstörung nach traumatischen Ereignissen dar, wohingegen eine sichere Bindung ein Schutzfaktor ist, der das Auftreten von Traumafolgestörungen verhindern kann.
Nach Porges Polyvagal-Theorie wird unsere neurobiologische Reaktion auf Reize unserer Umgebung durch unser autonomes Nervensystem beeinflusst, welches sich in drei Subsysteme gliedern lässt:
a. Der ventral-parasympathische Zweig des Vagusnerves (System soziales Engagement/Fertigkeiten)
b. Das sympathische System (Mobilisierung, Kampf - Flucht)
c. Der dorsal- parasympathische Zweig des Vagusnerves (Immobilisierungsreaktion, Starre).
Soziales Engerment/Fertigkeiten
Ist das Urteil:
nicht-bedrohliche Situation,
dann hilft dieses System:
Ist das Urteil bedrohlich:
Wenn diese Fähigkeit jedoch gestört ist, ist es kaum möglich:
Mobilisierung (Kampf-Flucht)
Mobilität (Stress)
Erhöhung der metabolischen Aktivität
Überlebensmechanismen werden aktiviert
Dadurch:
Bereitschaft des Körpers zu
Kampf oder Flucht
Kampf- und Fluchtsystem kann das System soziale Fertigkeiten blockieren.
Immobilisierung (Starre)
Immobilität (massiver Stress)
Unterdrückung der metabolischen Aktivität
Lebebsgefahr droht -Wahrnehmung, zu sterben oder intensiven und permanenten Stress.
Aktiviert wird dieser Zweig u.a. durch Hypoxie (also Sauerstoffmangel in den Körpergeweben
Seine Überlebenssicherungsstrategie ist die Immobilisation, also das Erstarren bzw. Totstellen. Durch die Einschränkung vieler Körperfunktionen soll Energie
erhalten werden.
Bereitschaft des Körpers zu
sterben vs. überleben
Das Immobilisationssystem legt das System soziale Fertigkeiten vollständig lahm, wodurch jegliches Bindungsverhalten oder Beruhigungsverhalten nicht mehr möglich ist.
Erweisen sich derartige Bemühungen in bestimmten Situationen jedoch als zwecklos
aktiviert sich automatisch unser
(sympathisches Nervensystem) -> Gefahr
Führt Kampf oder Flucht zum Erfolg:
Dies führt dazu, dass die Erregung wieder in den optimalen Zustand <-- Sicherheit zurückfällt.
Wenn beide Systeme jedoch versagen wird das System -> Lebensbedrohung aktiviert.
Synonyme: Nachhallerinnerung, Nachhallerlebnis, Nachhallpsychose Wiedererleben, Echorausch, Intrusion
Definition
Als Flashbacks werden unwillkürliche, vorübergehende Erinnerungen bezeichnet, die plötzlich nach einem Schlüsselreiz (Trigger) von Neuem durchlebt werden müssen. Man unterscheidet natürliche Flashbacks, die durch Schlüsselreize aus der Kindheit (Klänge, Düfte, Bilder, Orte) ausgelöst werden und Flashbacks, die im Rahmen von psychischen Erkrankungen und Suchtmittelmissbrauch auftreten. Flashbacks können von unterschiedlichen Gefühlen geprägt sein (Wut, Freude, Angst, Trauer) und dauern meist wenige Sekunden bis zu einer Minute. Physiologische Begleiterscheinungen wie Schwitzen, Herzklopfen, Zittern, etc. sind möglich. Drogeninduzierte Flashbacks können die Symptome früherer Halluzinogenepisoden wiederholen, treten episodisch auf und sind ebenfalls von kurzer Dauer.
Quelle: https://flexikon.doccheck.com/de/Flashback